Chronik der Katastrophe: Der Untergang der Titanic

An der Schwelle zum 20. Jahrhundert war der Glaube an den technischen Fortschritt durch nichts zu erschüttern. Kaum etwas verkörperte das so wie die Titanic, das bis dahin größte Schiff der Welt. Es galt als unsinkbar – und doch zerplatzte der Traum innerhalb von zweieinhalb Stunden im Nordatlantik. Der Stolz der Reederei White Star kollidierte mit einem Eisberg und riss 1500 Passagiere mit in die Tiefe.
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Foto: BRIDGEMAN / ACI

„Das Wetter war herrlich, und der Hafen von Southampton war voller Menschen; die Menge drängte und schubste uns, als wir versuchten, die Gangway zu erreichen.“ Roberta Maioni, Dienstmädchen der Gräfin von Roth, erinnert sich an den Moment, als sie am 10. April 1912 an Bord ging. Als sie in See stach, fuhr die Titanic vor einem anderen Schiff vorbei und verdrängte dabei so viel Wasser, dass es angezogen wurde und es fast zu einem Zusammenstoß kam. Einige Passagiere sahen darin ein schlechtes Omen.

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Nichts rührt uns mehr als außergewöhnliche menschliche Schicksale. Katastrophen wie der Untergang der Titanic bieten da eine ganze Fundgrube von Beispielen. Nur eines davon: Zu den Überlebenden der Nacht auf den 15. April 1912 gehörten die Brüder Michel und Edmond Navratil aus Nizza, drei und zwei Jahre alt, deren Vater sie nach einem erbitterten Sorgerechtsstreit mit seiner Frau Marcelle kurzerhand auf die Titanic entführte. Er wollte wohl in den USA ein neues Leben beginnen. Nachdem man die Kinder retten konnte, der Vater aber verschwunden blieb, galten die Brüder als Waisen – bis ihre Mutter sie in einem Zeitungsartikel erkannte und auf Kosten der Reederei White Star Line in New York abholen konnte. Michel wurde 92 Jahre alt und war später Professor für Philosophie an der Universität Montpellier. Was er wohl im Nachhinein über die Verheißungen der modernen Technik dachte? Immerhin galt seinerzeit die Titanic als „unsinkbar“, ein Koloss, so lang wie vier Häuserblocks und so hoch wie ein neunstöckiges Haus.

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